Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst
1995–1997
Umbau
4.500 m²
Südflügel des Hauptbahnhofes
Die Räume der ehemaligen Poststation im Südflügel des Hauptbahnhofes Kassel wurden anlässlich der documenta X umgebaut, um ihre Nutzung als Ausstellungsräume zu ermöglichen. Der Wunsch war es, diese Ausstellungsräume mit wenigen, möglichst einfachen Baumaßnahmen zu errichten, ohne das historische Erscheinungsbild des Gebäudes zu verfremden.
Innerhalb der denkmalgeschützten Hülle wurden sämtliche Einbauten entfernt, die nicht dem ursprünglichen Bauzustand entsprachen. Nach Entfernung dieses Patchworks der jeweiligen temporären Interessen wurde einheitlich in allen Räumen eine Estrichoberfläche geschaffen, die nicht nur die Nutzlast aufnimmt, sondern auch einen zusammenhängenden Eindruck innerhalb der gesamten Gebäudestruktur vermittelt.
Auf dieser neu geschaffenen horizontalen Ebene wurden die drei notwendigen Treppenhäuser angeordnet, die mit ihrer Plastizität im Ausstellungsbereich nicht in Erscheinung treten, zu diesem jedoch offen und zugleich nicht einsehbar sind.
Sämtliche Treppenhäuser orientieren sich an einer linearen Ausrichtung, die damit auch die wesentlichen Bewegungsabläufe des Publikums indirekt mitbestimmt.
Fridericianum
Um den konservatorischen Anforderungen der Leihgaben nach 55 Prozent Luftfeuchtigkeit, 18 Grad Raumtemperatur und 70 Lux Lichtstärke zu erfüllen, war das Fridericianum temporär zu adaptieren, da die notwendigen baulichen Einrichtungen für diesen Bedarf nicht vorhanden waren.
Die in den Außenfenstern vorhandenen blickdichten Paneele wurden mit einem Reflexionsanstrich versehen, um die Klimalast im Sommer zu reduzieren. Die Gummidichtungen aus den Fenstern wurden entfernt, um einen konstanten Lufteintritt zu ermöglichen, der entlang einer Vorsatzschale im Rauminneren verwirbelt wird. Die geöffneten Fenster in den Ecken der Ausstellungsräume sowie die offenen Brandrauchentlüftungsklappen bewirken eine Sogwirkung, die einen konstanten Luftaustausch ermöglicht. Die Fußbodenheizung, über einen Wärmetauscher mit dem Brauchwasser verbunden, wird zur Kühlung der Geschoßdecken verwendet.
Die ansteigende Personenzahl bewirkt während der Besuchszeiten nicht nur eine Erhöhung der Raumtemperatur, sondern auch der Nutzungsfrequenz der Toiletteanlagen, die mit dem zusätzlich anfallenden Brauchwasser den für den Wärmetauscher erforderlichen Kaltwasseranteil liefern. Die Regulierung der Temperaturschwankungen im Gebäudeinneren erfolgt so auf sehr einfache Weise, die den Anlass nachhaltig auch zu Lösung werden lässt.